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Die Angst zu helfen
In anderen Ländern, wie etwa den USA oder im skandinavischen Raum, haben die Menschen mit Erster Hilfe weniger Berührungsängste. Die Erklärung dafür ist simpel: Erste-Hilfe-Kurse sind dort keine einmalige Angelegenheit, sondern gehören von Anfang an dazu - erst in der Grundschule, dann in höheren Schulen und auch in Betrieben.Mit Erster Hilfe ist es wie mit allem anderen: Nur durch regelmäßige Übung wird man vertraut und verliert die Hemmungen. Unsicherheit hingegen schürt Angst und lähmt, erst Recht in Extremsituationen. Angst etwa davor, sich mit einer ansteckenden Krankheit wie Aids oder Hepatitis B zu infizieren. Der häufigste Grund dafür, keine Erste Hilfe zu leisten, ist aber die Angst davor, etwas falsch zu machen und dem Verletzten mehr zu schaden als zu helfen.
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Pflicht zur Ersten Hilfe
Notfallmediziner betonen, es sei ein größerer Fehler, Erste Hilfe zu unterlassen, als während der Hilfe etwas falsch zu machen. Wer einige wenige Erste-Hilfe-Regeln verinnerlicht, kann gar nicht so viele Fehler machen. Für eine falsche Hilfeleistung wird man auch nicht zur Rechenschaft gezogen - es sei denn, der Helfer handelt vorsätzlich oder grob fahrlässig. Im Rahmen der Ersten Hilfe ist es aber sehr unwahrscheinlich, dass jemand bewusst und gewollt einem anderen Schaden zufügt. Wenn bei der Ersten Hilfe dem Helfer selbst etwas zustößt, ein materieller Schaden oder eine Verletzung, haftet eine gesetzliche Unfallversicherung der Länder und Gemeinden.Unterlassene Hilfeleistung hingegen ist strafbar. In Deutschland ist jeder Bürger zur Ersten Hilfe gesetzlich verpflichtet. Wer in Not geratenen oder hilflosen Menschen nicht beisteht, muss mit einer Geldstrafe oder gar einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr rechnen. Ein Notruf gilt bereits als Erste-Hilfe-Leistung.Es gibt auch Situationen, die von der Pflicht zur Hilfeleistung befreien. Nämlich dann,• wenn man sich durch die Erste Hilfe selbst in Gefahr bringt. Zum Beispiel muss ein Nichtschwimmer nicht ins Wasser springen, um einen Ertrinkenden zu retten.• wenn man andere wichtige Pflichten vernachlässigen müsste, etwa die Aufsicht eines Kindes.• wenn eine höher qualifizierte Person (zum Beispiel ein Arzt) anwesend ist, welche die Erste Hilfe übernehmen kann.
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Jede Minute zählt
Viele Menschen glauben, dass sie mit einem Notruf den wichtigsten Beitrag zur Ersten Hilfe leisten, denn schon nach wenigen Minuten ist der Rettungsdienst da und kann sich professionell um den Patienten kümmern. In der Stadt sind es meist weniger als acht Minuten, bis die Sanitäter vor Ort sind; auf dem Land kann es länger dauern - um die 15 bis 20 Minuten. Der Notruf ist in der Tat ein wesentlicher Teil der Ersten Hilfe, doch nicht der einzige. Oft ist entscheidend, was in den ersten Minuten geschieht - also bevor der Rettungswagen da ist. Diese Erste Hilfe kann die Folgen einer Verletzung abmildern oder gar dafür sorgen, dass das Opfer überlebt. Notfallmediziner betonen, dass Laien schon mit einfachen Maßnahmen viel erreichen können. Einen Herzstillstand etwa überleben ohne Erste Hilfe nur ein bis zwei Prozent der Betroffenen, während mit Erster Hilfe 35 Prozent gerettet werden können.
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Nur wer übt, kann helfen
An nur einem Tag kann man die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen erlernen. Wichtig ist allerdings, sein Wissen immer wieder aufzufrischen, damit man im Notfall auch handelt und nicht vor Angst gelähmt ist. Experten raten, spätestens alle fünf Jahre die Erste-Hilfe-Ausbildung zu wiederholen, besser noch alle zwei bis drei Jahre. In eintägigen Kursen lernt man die wichtigsten lebensrettenden Sofortmaßnahmen: Absichern der Unfallstelle, Überprüfung des Bewusstseins, Atemkontrolle, stabile Seitenlage, Wiederbelebung mit Herzdruckmassage und Beatmung, Stillen von Blutungen, angemessene Reaktion bei Schockzustand, Versorgung lebensbedrohlicher Verletzungen. In mehrtägigen Kursen wird zudem gelehrt, was bei Verbrennungen und Vergiftungen zu tun ist.
Neben den Kursen, die allgemeine Erste-Hilfe-Grundlagen lehren, gibt es auch spezielle Angebote für sogenannte Risikogruppen. So gibt es etwa spezielle Kurse für die Erste Hilfe bei Kindern. Nicht nur, weil Kinder sich schneller verletzen oder vergiften als Erwachsene, sondern auch, weil zum Teil andere Maßnahmen erforderlich sind. So funktioniert etwa die Herz-Lungen-Wiederbelebung anders. Während bei Erwachsenen zuerst mit der Herzdruckmassage begonnen wird, müssen Kinder erst beatmet werden. Bei Säuglingen folgt dann die Herzmassage mit nur zwei Fingern, bei Kleinkindern mit nur einer Hand. Und weil die Herzfrequenz von Kindern höher ist, muss auch die Frequenz der Massage höher sein. Weitere spezielle Erste-Hilfe-Angebote gibt es für Senioren, Behinderte und Herz-/Kreislaufpatienten.
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